5 Getränke, die du in Berlin probieren musst
Es gibt Städte, da fällt einem sofort das passende Getränk dazu ein. Was sollte man an einem Sommerabend in Paris anderes trinken als ein schöne Glas französischen Rotwein? Zu einer angesagten Bar in New York gehört natürlich ein klassischer Longdrink mit ausgesuchten Spirituosen. Und wer würde in München irgendetwas anderes als ein Bier im Maßkrug oder zumindest ein erfrischendes Weißbier bestellen? Was aber trinkt man in Berlin? Zugegeben, der vielseitige, rotzige Charme der deutschen Metropole lässt sich schwer auf einen einzelnen Drink reduzieren. Sekt? Zu chic. Gin Tonic? Zu mainstream. Whisky? Zu teuer. Leitungswasser? Der war gut. Nach aktiven Feldforschungen und wissenschaftlichen Selbstversuchen präsentieren wir euch stolz und verkatert: 5 Getränke, die du in Berlin getrunken haben musst:
Hat deine Oma hier schon gekippt: Berliner Weiße
Zugegeben: in einem angesagten Techno-Club solltest du dieses quietschgrüne oder himbeerrote Traditionsgetränk besser nicht bestellen – allenfalls ironisch. Als deine Eltern damals Urlaub in West-Berlin gemacht haben, haben sie im Schatten der Mauer auch schon Weissbier mit Sirup getrunken und sich dabei total kosmopolitisch gefühlt. Die Berliner Weiße ist die einzige genuin aus Berlin stammende Biersorte: Ein säuerliches, obergäriges Hefeweizen, das einstmals von rund 700 verschiedenen Brauereien in der preußischen Hauptstadt gefertigt wurde. Mit Waldmeister- oder Himbeersirup wird es erst seit dem 19. Jahrhundert gemischt, spätestens seit den 1950er-Jahren gilt es als Berliner Klischee-Getränk. Neuerdings versuchen hippe Craft-Beer-Brauereien der Berliner Weiße zu helfen, ihr angestaubtes Spießer-Image abzulegen. Ob das wohl klappt?
Alkoholgehalt: 2,8 – 3,5%
Wann trinken: Nachmittags bei einer Bootsfahrt auf der Spree
Gibt’s wo: Überall, wo viele Touristen sind
Kostet: ca. 2,50 – 5,00 €
Billigbier Premium: Sterni
Deutschland, Land des guten Biers und der Qualitäts-Brauereien. Man sollte wohl meinen, das beliebteste Bier in der Hauptstadt sei eine besonders feine Hopfenkaltschale. Nunja… über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, über den Preis aber schon. Und der ist beim Sterni unschlagbar: 80 Cent im Späti (für Ortsfremde: “Kiosk”) investiert, und ab in den nächsten Park oder in den nächsten Hauseingang damit. Sternburg Export heißt der delikate Tropfen, der aus Leipzig stammt und seit Jahren das meistverkaufteste Bier in Ostdeutschland darstellt. In bester DDR-Tradition gab es bis 2011 keinerlei Werbung und auch seitdem besticht die Marke eher durch ironische Anti-Werbung. Fazit: Schmeckt gar nicht mal so gut, schont aber den Geldbeutel und ist zu jeder Zeit trotzdem die allererste Soße. Ist ein bisschen wie Döner essen: Meistens eine schlechte Idee, hinterher bereut man es und trotzdem macht man es immer wieder. Und das ist auch gut so.
Alkoholgehalt: 5,2%
Wann trinken: Hauptsache nicht nüchtern und schnell, so lange es noch kalt ist
Gibt’s wo: Beim Späti um die Ecke
Kostet: ca. 0,70 – 1,30 €
Koks ist sowas von out: Turbo-Mate
Der Mate-Strauch ist eine uralte Kulturpflanze, deren Blätter bereits seit tausenden Jahren von den Einwohnern Südamerikas als Aufgussgetränk mit stark aufputschender Wirkung zubereitet werden. Als kalte Limo-Variante wird Club Mate in Deutschland schon seit den 1920er-Jahren von einem fränkischen Familienbetrieb angeboten, seit der Jahrtausendwende kam es über die Hacker-Szene irgendwie in die Techno-Clubs, insbesondere Berlins. Der stark koffeinhaltige Eistee wurde als Hipster-Gesöff in kurzer Zeit so angesagt und populär, dass zwischenzeitlich sogar Lieferengpässe drohten. Mittlerweile gibt es mehrere Dutzend Hersteller und Marken mit den absurdesten Geschmacks-Kombinationen. Stilvoll genossen wird Mate als alkoholisches Mischgetränk. Die Zubereitung ist ein heiliges Ritual: Flasche aufmachen, ein paar Schlucke trinken, dann den entstandenen Freiraum mit Wodka oder Gin auffüllen (für ganz feine Pinkel auch mit Sekt) und fertig ist der legale Koks-Ersatz für durchzechte Nächte. Schmeckt beim ersten Mal eigentlich keinem, eine Woche später sind alle abhängig.
Alkoholgehalt: nach Geschmack und Mut
Wann trinken: Vorm Feiern, beim Feiern. Geheimtipp: Wundermittel gegen Kater.
Gibt’s wo: Im Späti, im Club und in jeder Hipster-Bar
Kostet: ca. 1,50 € (Mate) + 2 bis 4 € für den Schnaps
Mundhygiene inklusive: Pfeffi
Wie so ein Samstagabend eben beginnt: Vorglühen mit einer bunten Mischung aus deliziösen Getränken (Sterni, Turbo-Mate), dann ein billiger Döner um den Magen endgültig zu überfordern und fertig ist der ekligste Geschmack, den du je im Mund hattest. Jetzt müssen die schweren Geschütze aufgefahren werden, und die kommen federleicht daher: Pfeffi oder auch Berliner Luft gehört zu durchzechten Nächten in Kreuzberg oder Friedrichshain einfach dazu. Der süße Pfefferminzlikör hat die DDR nicht nur überlebt, sondern sich sogar zum wahren Trendgetränk entwickelt. Von 14-jährigen Koma-Kandidaten bis zum Start-Up-Gründer-Yuppie in Prenzlauer Berg schwören alle auf die erfrischende Wirkung des giftgrünen Elixiers. Tipp: Ersetzt für ein Wochenende gerne auch mal das Zähneputzen.
Alkoholgehalt: 18 – 20%
Wann trinken: Wann immer Zähneputzen die gesündere Alternative wäre
Gibt’s wo: Bars, Clubs, Späti
Kostet: ca. 1,50 – 3,00 €
Erfrischend rund um die Uhr: Ayran
Für die meisten Getränke gibt es ein stilgemäßes Trinkgefäß, sei es das bauchige Rotweinglas, ein edler Whisky-Tumbler, kristallene Sekt-Flöten oder ein schlankes Weißbierglas. Eines der populärsten Erfrischungsgetränke der Haupstadt kommt in einem besonders stilvollen Gefäß daher: einem Joghurtbecher aus Plastik. Die Rede ist vom Ayran, einem alkoholfreien Getränk aus der Türkei, hergestellt aus Joghurt, Wasser und Salz. Leicht säuerlich im Geschmack und herrlich erfrischend passt es perfekt zu Döner, Köfte, Lahmacun und Co. Mittlerweile sind auch andere Geschmackssorten erhältlich, etwa Mango oder Kirsche. Schmeckt lecker, kostet wenig und hilft dank gesunder Joghurtkulturen sogar beim Verdauen. Geht einfach immer.
Alkoholgehalt: 0,0%
Wann trinken: Rund um die Uhr, am besten zum Essen.
Gibt’s wo: Bei jeder Dönerbude und jedem türkischen Lokal.
Kostet: ca. 1 €
Bildnachweis: Datei: #161702937 | Urheber: hanohiki – fotolia