Stadtschloss – Berlins spannendste Baustelle

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Wo momentan nur eine riesige Baustelle zu finden ist, legte Bundespräsident Joachim Gauk am 12. Juni 2013 den Grundstein für das neue Berliner Schloss-Humboldtforum. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen des Berliner Schlosses und erkunden die vielschichtige und umstrittene Vergangenheit und Zukunft des Berliner Schlosses.

Der Ursprung des Berliner Schlosses

Das Berliner Stadtschloss wurde bereits im Jahr 1442 auf der Spreeinsel im ehemaligen Cölln (heutiger Stadtteil Berlin-Mitte) im Auftrag von Brandenburgs Kurfürsten und Markgrafen erbaut. Der Bau des Schlosses wurde damals von den Stadtbürgern Berlins und Cöllns auf Grund der Abgabe von Land grundsätzlich abgelehnt, von der Stadt aber dennoch durchgesetzt. Mit der Zeit wurden viele Erweiterungen am Schloss vorgenommen und 1702 wurde es zur kaiserlichen Residenz in Preußen / Deutschland. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Schloss zum Angriffspunkt für Bombenanschläge und im Mai 1944 wurde unter anderem die große Bildergalerie zerstört. Im Februar 1945 stand das Gebäude dann vier Tage lang in Brand und die Fassade unter Beschuss.

Der erste Abriss des Schlosses

Mit der Teilung Deutschlands und Berlins in Ost- und Westberlin wurde Friedrich Ebert zum Oberbürgermeister. Er war gegen den Wiederaufbau des Berliner Schlosses und ließ das Schloss schon 1948 auf Grund von Baufälligkeit sperren. Zwei Jahre später wurde das 500- Jahre alte Schloss im Auftrag der SED Spitze gesprengt, da man den Wiederaufbau des Gebäudes als finanziell unrealisierbar ansah und eine Struktur anstrebte, die die politischen Ideale der SED besser wiederspiegelte. Deshalb ließ die Partei den Marx-Engels-Platz errichten auf welchem von 1974 bis 1976 der Palast der Republik gebaut wurde. Dieser Palast wurde zum „Haus des Volkes“ ernannt und beheimatete viele politische und kulturelle Veranstaltungen der DDR. Der Palast wurde spaßhaft auch „Erichs Lampenladen“, da an der Decke des Foyers zahlreiche Lampen hangen. Die Bausubstanz des Palastes der Republik wurde 1990 zum Verhängnis für das Gebäude: Mitarbeiter des Palastes beklagten die enorme, gesundheitsschädliche Asbestverseuchung und verlangten Entschädigung. Der Palast wurde geschlossen.

Der kritisierte Wiederaufbau des Schlosses

Schon Anfang der 90er Jahre wurde über einen Wiederaufbau des Berliner Schlosses nachgedacht und ein Jahr lang sogar eine Schloss-Simulation an der Fassade des Palastes angebracht. Dieses Projekt wurde vor allem vom Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien initiiert, welcher auch den Förderverein des Berliner Schlosses ins Leben gerufen hatte. Umfragen zufolge ist eine Vielzahl der Berliner jedoch gegen einen originaltreuen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Gründe dafür sind zum einen, dass das Bauprojekt schätzungsweise eine halbe Millionen Euro kosten und sich nicht vollständig aus Spendengeldern finanzieren lassen wird. Da Berlin keine reiche Stadt ist, wird befürchtet, dass die Stadt andere Bundesländer um finanzielle Unterstützung bitten und sich noch mehr verschulden wird.

Viele Bürger kritisieren den kostspieligen Neubau und fürchten, dass das Berliner Schloss zu solch einer Baupanne wie der neue Berliner Flughafen wird. Außerdem waren viele Bürger gegen Abriss des Palastes der Republik, da dieser mittlerweile auch zum historischen Denkmal der DDR Geschichte geworden ist. Der Abriss des Gebäudes wurde von vielen Kritikern als nachträglicher „Racheakt“ für den Abriss des Schlosses 1950 angesehen. Trotz der öffentlichen Ablehnung des Projektes wurde 2008 der ehemalige Palast der Republik abgerissen und ein Architektenwettbewerb für den Bau des Schlosses ausgeschrieben.

Die Baustelle als Sehenswürdigkeit

Die große Baustelle

Seit der Grundsteinlegung am 13. Juni 2013 wird nun an der damaligen Stelle des Berliner Stadtschlosses ein Neubau des Schlosses errichtet. Dabei werden die wichtigsten Fassaden und Gebäudeteile des ehemaligen Schlosses wieder verwendet. Im Jahr 2019 soll dort das neue Humboldt-Forum eröffnen, welches inhaltlich zur Museumsinsel passen soll. So soll aus der Museumsinsel ein vollendetes „Spreeathen“ werden, welches das Gegengewicht zu den moderneren Stadtteilen darstellen soll. Im Forum werden ein außereuropäisches- und Wissenschaftsmuseum entstehen, sowie eine Sammlung außereuropäischer Literatur.

Ganz egal ob man für oder gegen den Bau des Berliner Schlosses ist: Es wird definitiv gebaut und Berlin geht kreativ damit um, indem es die große Baustelle wird mit verschiedenen Mitteln als Sehenswürdigkeit vermarktet. Wer das Geschehen zum Beispiel live miterleben will, kann einen Blick auf die Live Webcam des Fördervereins des Berliner Schlosses e.V. werfen. Wer mehr Infos über den Bau des Schlosses erfahren möchte, kann die türkisfarbene „Humboldt-Box“ auf dem Schlossplatz besuchen: ein temporärer Infocenter und Ausstellungsort rund ums Thema Humboldtforum. An mehreren Tagen im Sommer 2013 konnten Besucher die Baustelle sogar am „Tag der offenen Baustelle“ selbst betreten.

Webcam: http://cam03.berlinerschloss-webcam.de

Wenn ihr bei Eurem nächsten Besuch in Berlin die Museumsinsel besichtigt, solltet ihr auf jeden Fall einen kurzen Blick auf die riesige Baustelle des neuen Berliner Schlosses werfen. Mit der S-Bahn seid ihr vom Hostel aus in ca. zehn Minuten am Alexanderplatz und von dort aus ist es ein kurzer Spaziergang zur Museumsinsel.

Fotoquelle: Berlinerschloss-Webcam.de

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