Die East Side Gallery
Sie ist die längste Open-Air-Gallerie der Welt und ein lebendiges Stück Zeitgeschichte im Herzen Berlins: Die East Side Gallery am Spreeufer in Berlin Friedrichshain. Millionen Besucher aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr, um das längste noch erhaltene Stück der Berliner Mauer und die ikonischen Kunstwerke darauf mit eigenen Augen zu sehen. Die Geschichte der East Side Gallery ist in vielerlei Hinsicht sinnbildlich für die jüngere Geschichte Berlin, daher haben wir für euch die wichtigsten Infos zusammengefasst:
Ein lebendiges Stück Vergangenheit
Die Berliner Mauer teilte fast 30 Jahre lang als unüberwindbare Trennwand die Stadt Berlin in Osten und Westen. Ostberlin war Hauptstadt der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik, kurz DDR, während der Westteil der Stadt zur Bundesrepublik Deutschland gehörte. Von der DDR-Führung offiziell als “antifaschistischer Schutzwall” bezeichnet, hatte die Mauer vor allem einen Zweck: Die Bevölkerung der DDR an der Ausreise oder gar dem Auswandern zu hindern, sie also im eigenen Land einzusperren. Vom Bau der Mauer im Jahr 1961 bis zum Mauerfall 1989 gelang dennoch mehr als 5.000 Ostberlinern die Flucht über die Mauer, Zehntausende versuchten es erfolglos. Bei Fluchtversuchen innerhalb Berlins starben jedoch auch mindestens 138 Menschen, die meisten durch die Kugeln der Grenzsoldaten.
Die Nacht vom 9. November 1989 ging als Mauerfall in die Weltgeschichte ein und läutete das Ende des sowjetisch geprägten Ostblocks ein. In den folgenden Monaten wurde der größte Teil der Berliner Mauer abgerissen und entfernt, den turbulenten Ereignisse folgend zogen aber auch Künstler aus der ganzen Welt in das wiedervereinigte Berlin. Einer gemeinsamen Ost- und Westberliner Initiative entstammte die Idee, ein gut 1,3 Kilometer langes verbliebenes Teilstück der Mauer in Friedrichshain von diesen Künstlern kreativ gestalten zu lassen. Im Frühjahr 1990 machten sich dann 118 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern ans Werk und schufen auf 1.316 Metern Länge ganze 104 eigenständige Kunstwerke. Den ursprünglichen Plan, die einzelnen Mauerstücke im Rahmen einer Wanderausstellung um die Welt zu schicken, verwarf man schnell, stattdessen wurde die neue East Side Gallery bereits 1991 unter Denkmalschutz gestellt.
2009 wurden viele der Werke von den Künstlern restauriert, da Abgase, Wetter und Schmierereien den Bildern sehr zugesetzt hatten. Dennoch ist die gesamte Galerie nach wie vor rund um die Uhr kostenlos und öffentlich zugänglich.
Freiheitsträume und ein Bruderkuss
Die Motivwahl und Gestaltung war den beteiligten Künstlern freigestellt, und so finden sich auch 104 grundverschiedene Werke entlang der Mauer. Die gemeinsame Idee war es, das triste Grau der Betonmauer und die traumatische Erinnerung an die Mauer in einen bunten Erinnerungsort zu verwandeln. Unter den Kunstwerken sind surrealistische Traumbilder, großflächige Graffitis und politische Statements, teils mit Zitaten historischer Persönlichkeiten. Die zwei bekanntesten Motive sind sicherlich der sozialistische Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker des russischen Malers Dmitri Wrubel und der die Betonwand durchbrechende Trabbi der Künstlerin Birgit Kinder. Es lohnt sich aber in jedem Fall, die ganze Galerie entlang zu gehen und die vielen verschiedenen Blickwinkel auf den Ort, die Vergangenheit und die Zukunft dieser Stadt zu entdecken.
Aus den Ruinen einer einzigartigen Geschichte hat die East Side Gallery einen kreativen Ort gemacht, der die Handschrift von Menschen aus der ganzen Welt trägt und dabei im ständigen Wandel auch heute noch Millionen Besucherinnen und Besucher inspiriert. In gewisser Weise kann man das durchaus als Sinnbild für die Entwicklung der Stadt Berlin vom ruinenhaften Symbol der Teilung Europas zum kreativen Mekka der ganzen Welt verstehen. Direkt nebenan, keine 200 Meter von der East Side Gallery entfernt, findet ihr übrigens auch uns, das Industriepalast Hostel Berlin. Und einige Motive der Mauer könnt ihr bei uns dann auch gleich als Postkarte verschicken.
Wir freuen uns auf euren Besuch,
euer Simon
Blogger @IndustriepalastHostel