Jüdisches Berlin: Das Jüdische Museum
Ob Museum, Synagoge oder hippes Szene-Café – es gibt es noch, das jüdische Leben in Berlin, den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte zum Trotz. Und nach wie vor ist es eine ebenso spannende wie treibende Kraft in der Entwicklung der Bundeshauptstadt. Dabei ist die Geschichte Berlins eng und untrennbar mit den jüdischen Gemeinden hier verbunden. Wir vom Industriepalast Hostel haben uns auf Spurensuche begeben und erkunden gemeinsam mit euch in unserer neuen Serie Jüdisches Berlin die vielen Facetten jüdischer Kultur in der Metropole. Nachdem ihr letzte Woche bereits in die faszinierende Geschichte der jüdischen Stadtkultur eintauchen durftet, stellen wir euch heute das Jüdische Museum vor:
Wahrzeichen und Begegnungsort
Wer das Gebäude des weltbekannten Architekten Daniel Libeskind einmal zu Gesicht bekommen hat, dem geht es so schnell nicht wieder aus dem Sinn. So kantig und wirr verzweigt wirkt die graue Fassade aus Zink und Beton, die sich um den zick-zack-förmigen Bau im Norden Kreuzbergs zieht. Immer wieder durchbrochen von geradlinigen Furchen und bizarr geformten Fenstern, erweckt sie ein Gefühl der Stand- und Wehrhaftigkeit, aber auch von faszinierender Einzigartigkeit. Seit der feierlichen Eröffnung im Jahr 2001 hat sich der Neubau des Jüdischen Museums zu einem Wahrzeichen der Hauptstadt entwickelt.
Dabei ist die Außensicht erst der Anfang, denn einmal eingetreten, taucht man schnell in eine spannende Kulturgeschichte ein. Zwei Jahrtausende deutsch-jüdischer Geschichte gilt es zu entdecken, dazu interessante Sonderausstellungen zu ausgewählten Themen sowie jüdischen Künstlerinnen und Künstlern. Mit seinem vielfältigen Veranstaltungsprogramm, der pädagogischen und politischen Arbeit und der Forschung die hier betrieben wird ist das Museum ein Ort zum Lernen und Erfahren, Austausch und Weiterdenken; ein umfangreiches Zentrum gegenwärtiger Jüdischer Kultur.
Erfahrbare Geschichte
Das Konzept der historischen Dauerausstellung ist in seiner Form einzigartig und spiegelt sich in der verwinkelten Architektur des Liebeskind-Baus. Drei Achsen, die der Kontinuität, des Exils und des Holocaust, sowie der Garten des Exils und der bedrückende Holocaust-Turm bemühen sich vor dem Betreten der tatsächlichen Ausstellung die Geschichte des Judentums im übertragenen Sinne erfahrbar zu machen. Die Dauerausstellung richtet dann aus der Sicht einer jüdischen Minderheit den Blick auf die Geschichte Deutschlands, vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Besucher können sich so mit der Vielfalt des jüdischen Lebens hier vertraut machen, den prägenden Einfluss jüdischer Persönlichkeiten nachvollziehen, aber auch die dunklen Kapitel von Judenverfolgung, Antisemitismus und den Schrecken der Shoah begegnen. In seinem Umfang ist es damit das größte Jüdische Museum Europas, und an einem einzigen Tag in seiner Gänze fast nicht zu bewältigen. Ein Besuch lohnt sich immer, insbesondere wenn man sich einem oder mehreren bestimmten Themenfeldern nähern möchte. Dazu bietet das Museum neben der öffentlichen Führung auch spezielle Schwerpunktführungen in verschiedenen Sprachen (inkl. Gebärdensprache) an. Außerdem lässt sich die Dauerausstellung auch mit einem Audioguide individuell entdecken. Das bunte Veranstaltungsprogramm beinhaltet Lesungen und Filmvorführungen, Konzerte, Konferenzen und Themenabende, die oft in dem beeindruckenden, einer traditionellen Jüdischen Laubhütte nachempfundenen Lichthof des barocken Altbaus stattfinden. Die Events vor Ort stehen oft auch in Bezug zu den aktuellen Sonderausstellungen, ab Herbst diesen Jahres z.B. einer umfangreichen Themenausstellung zur Sagenfigur des Golem.
Geöffnet hat das Jüdische Museum täglich von 10 bis 20 Uhr, Montags sogar bis 22 Uhr. Der Eintritt kostet 8 € (ermäßigt: 3 €), wobei für Familien und Gruppen gesonderte Konditionen gelten. Auf der umfangreichen Website findet ihr zahlreiche weitere Informationen zu aktuellen Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen. Vom Industriepalast Hostel erreicht ihr das Jüdische Museum übrigens in einer Viertelstunde mit der U1 bis zum Halleschen Tor.
Lust auf mehr bekommen? Es gibt noch viele Facetten des jüdischen Lebens in der deutschen Hauptstadt zu entdecken. Im nächsten Teil unserer Serie nähern wir uns mit dem Holocaust-Mahnmal den Schrecken der Shoah.
Einen spannenden Besuch im Jüdischen Museum wünscht euch
euer Simon
Blogger @IndustriepalastHostel