Mythos RAW – Teil 3: In der Nacht
Clubs und Bühnen, Street Food und Straßenkunst – die ganz große Spielwiese mit Industriecharme: Das RAW-Gelände, kurz für Reichsbahnausbesserungswerk, an der Warschauer Straße hat sich in vielerlei Hinsicht zum (sub-)kulturellen Mittelpunkt von Berlin-Friedrichshain entwickelt. In unserer Mini-Serie Mythos RAW stellen wir euch das RAW-Gelände in Nachbarschaft unseres Industriepalast Hostels vor, mit all seinen Besonderheiten und Angeboten, seiner Geschichte und dem, was wir für die Zukunft erwarten können. In Teil 3 werfen wir einen Blick auf das Geschehen hier bei Nacht:
Nachtaktiv
Hinter bunt besprayten Backsteinmauern wummern die Bässe, vor der alten Lagerhalle wartet eine gut gelaunte Schlange auf den Clubeinlass, aufgestylte Ladies kichern zwischen Punks, Hipstern im Wollpullover und einer Gruppe langhaariger Metal-Fans, die mit Tinnitus im Ohr gerade vom Konzert kommen. Es ist nicht ganz einfach, die Nächte auf dem RAW-Gelände mit wenigen Worten zu beschreiben. Sie sind laut, sie sind kreativ, sie sind bunt – vielleicht aber vor allem: Hier kommt zusammen, was Berlin-Friedrichshain ausmacht. Egal ob am Wochenende oder an einem gewöhnlichen Dienstagabend, im Sommer wie im Winter erwacht was tagsüber gemütliches Kreativparadies ist, in der Dunkelheit zum wilden Leben. Unzählige Nächte könnte man auf der umfunktionierten Industriebrache verbringen und man hätte doch nur einen kleinen Eindruck von den vielfältigen Nachtwundern bekommen. Wir haben für euch einen Überblick über einige der Angebote auf dem Areal mit der spannenden Geschichte erstellt:
Entspannt und ein bisschen schräg
Der Abend muss ja nicht gleich im Exzess beginnen, lieber mit dem Sonnenuntergang entspannt in eine aufregende Nacht starten. Gerade jetzt im Sommer bietet sich ein Besuch im Cassiopeia an, hier gibt es nicht nur einen schönen Biergarten unter freiem Himmel sondern auch das Freiluftkino Insel, in dem ihr Klassiker und aktuelle Filme, oft auch in Originalsprache, in der lauen Sommernacht genießen könnt. Falls ihr den Tag schon in der schicken Swimming-Pool-Oase Haubentaucher verbracht habt, lässt sich dort relaxt und erfrischt im Loungebereich mit softem Techhouse der Tag ausklingen. Kreativköpfe sollten auch abends mal im einzigartigen Kunstraum Urban Spree vorbeischauen, hier gibt es nicht nur spannende Veranstaltungen und Workshops, Gallerien und Kunstläden, sondern auch ausreichend Möglichkeit in besonderer Atmosphäre mit Künstlern und Gleichgesinnten etwas zu trinken. Und wer sich zur aufregenden Queer-Szene Berlins hingezogen fühlt, findet in der Bar zum schmutzigen Hobby eine der berühmtesten LGBT*-Bars der Hauptstadt – kultig und schräg.
Grundlagen schaffen
Wenn sich der erste (oder später auch zweite, dritte, vierte,…) Hunger meldet, lohnt sich ein kleiner Spaziergang durch die vielen Snack-Optionen auf dem RAW-Gelände. Mexikanischer Burrito-Stand steht neben Würstchenbude, Burger gibt es genauso wie Currywurst. Und jeden Donnerstag, Freitag und Samstag bietet die Neue Heimat mit der Bar&Food Night ab 18 Uhr ein echtes Highlight: Street-Food trifft Live-Jazz, abgefahrene Cocktails schmecken am besten zu den Beats Berliner DJs. Die Sause geht die ganze Nacht und ist in der Kombination definitiv ein einzigartiges Erlebnis.
Am besten Handgemacht
Auch einige der besten Konzert-Locations findet ihr auf dem RAW-Gelände, immer irgendwo zwischen alternativer Subkultur und Mainstreamtauglichkeit. Das Astra Kulturhaus bringt euch unter dem Logo des gleichnamigen Hamburger Biers mit großen Bands genauso zusammen, wie mit vielversprechenden Neuentdeckungen. Die Spanne reicht von Hardrock bis Hip-Hop, Punk und Gitarrenfolk. Oft genug schließen sich dann noch absolut feiertaugliche Parties bis in die Morgenstunden an – immer einen Besuch wert. Ein wenig schräger geht es oft im Badehaus Szimpla zu: Wo sich früher die Bahnarbeiter den Staub der harten Arbeit vom Körper wuschen ist heute Musiksalon für Nischen und Besonderes angesagt. Mal Balkan-Beats, mal Reggae, Klezmer, Weltmusik, Gypsy oder Dancehall – mit Live-Bands und nächtelangen Parties wird es hier nie langweilig. Nur der langweilige Mainstream muss draußen bleiben. Großartige Gigs und spaßige Feierei erwarten euch außerdem auch im eben schon erwähnten Cassiopeia.
Stampfen bis zum Morgen
Berlin ist Techno-Hauptstadt Europas, und das ist längst kein Geheimnis mehr. Der Suicide Circus am westlichen Anfang des Geländes ist seit über sechs Jahren ein Techno-Fels in der Brandung der seichter werdenden Clubmeere. Schick ist es hier nicht, besonders groß auch nicht, aber die Musik ist schnell, hart und wird von einigen der besten DJs der Hauptstadt gemacht. Die Warteschlangen sind kürzer als bei weltweit gehypten Schuppen wie Berghain oder Watergate, der Eintritt günstiger, das Erlebnis aber intensiv und voller Exzess. Und in den warmen Monaten bringt euch der ruinenartige Außenbereich ganz nah an das Gefühl der illegalen Hausbesetzer-Clubs im Berlin der 1990er-Jahre. Zu unrecht oft noch ein Geheimtipp.
Nach der langen, bunten Nacht auf dem RAW-Gelände gibt es nichts schöneres als entspannt bei einem letzten Bier den Sonnenaufgang über Fernsehturm und Co. auf der Warschauer Brücke zu genießen. Und keine fünf Minuten später fallt ihr zufrieden in euer weiches Bett im Industriepalast Hostel – mit dem Late Check-Out bis 13 Uhr könnt ihr dann in aller Ruhe ausschlafen.
Intensive Nächt auf dem RAW-Gelände wünscht euch
euer Simon
Blogger im Industriepalast Hostel Berlin