Weltkulturerbe: Die Museumsinsel
Auf dieser Insel begegnen sich Schätze der Antike und klassische Kunstwerke, ist Nofretete zu Hause und steht der weltberühmte Pergamonaltar – klar, die Rede ist von der Museumsinsel. Fünf der bedeutendsten Museen der Welt formen im Herzen der deutschen Hauptstadt einen einzigartigen Kulturkomplex. Ein ganzes Jahrhundert dauerte der Bau, die Architektur steht stellvertretend für eine ganze Epoche. Heute sind das Gebäudeensemble und die Ausstellungen UNESCO-Weltkulturerbe. Willkommen auf der Museumsinsel!
Geschichte
Der Zugang zu Kunst- und Historiensammlungen, wie wir sie heute in jeder größeren Stadt finden, war lange Zeit einer kleinen, aristokratischen Elite vorbehalten. Das erstarkende Bürgertum forderte daher im Zuge von Aufklärung und Bildungsreform schon seit dem 18. Jahrhundert öffentliche Museen. Der preußische König Friedrich Wilhelm II folgte dem Drängen und beauftragte den stilprägenden Architekten Karl Friedrich Schinkel mit der Planung für einen entsprechenden Neubau. Schinkel entwarf nicht nur das Alte Museum, sondern gab der ganzen nördlichen Spreeinsel eine neue Form – mit begradigten Flussarmen und neuen Brücken. Der Grundstein für den Komplex der heutigen Museumsinsel war gelegt. Mit der inhaltlichen Entwicklung des Museums wurde der Bildungsreformer und Universitätsgründer Wilhelm von Humboldt, älterer Bruder des Naturforschers Alexander von Humboldt, betraut. Nach nur fünf Jahren Bauzeit wurde 1830 mit dem Alten Museum das erste öffentliche Museum Preußens eingeweiht. 1859 folgte das “königlich-preußische Museum” (Heute: Neues Museum), 1876 die Alte Nationalgalerie. Das “Kaiser-Friedrich-Museum” öffnete seine Pforten im Jahr 1904, heute heißt es zu Ehren des langjährigen Direktors der Museen Bode-Museum. Für den antiken Pergamonaltar wurde bis 1930 der vorerst letzte Museumsbau geschaffen, das heutige Pergamonmuseum. Im zweiten Weltkrieg trugen alle Bauwerke der Museumsinsel erhebliche Beschädigungen davon, mit Ausnahme der Ruine des Neuen Museums wurden jedoch alle Gebäude noch zu Zeiten der DDR wieder aufgebaut. Seit der Wiedervereinigung 1990 wurde das Neue Museum wieder aufgebaut, im Rahmen des Masterplan Museumsinsel werden außerdem alle Museen aufwendig saniert. Weiterhin laufen derzeit umfassende Umbaumaßnahmen und der Bau der James-Simon-Galerie, einem neuen zentralen Eingangs- und Besucherzentrums, das alle bestehenden Museen der Insel miteinander verbindet. Die Eröffnung ist für 2019 geplant. Als weltweit einzigartiger kultureller und architektonischer Komplex steht die Museumsinsel seit 1999 auf der Listes des UNESCO-Weltkulturerbes.
Altes Museum
Das Alte Museum ist mit seiner breiten Vorhalle und der großen Freitreppe zum schönen Lustgarten neben dem Berliner Dom hin eines der repräsentativsten Gebäude der Hauptstadt. Ursprünglich als umfassendes Museum der “hohen Künste” gedacht, wird hier seit 1904 fast durchgängig die Antikensammlung ausgestellt. Im Erdgeschoss findet sich eine beeindruckende Sammlung des griechischen Altertums, im Obergeschoss Exponate der römischen und etruskischen Antike.
Neues Museum
Mehr 50 Jahre lang stand das Neue Museum als Ruine mitten auf der Museumsinsel: Die Bombardements des zweiten Weltkriegs hatten es fast komplett zerstört. Unter Leitung des britischen Architekten David Chipperfield wurde es zwischen 1999 und 2009 originalgetreu wiederhergestellt und beherbergt seitdem das Ägyptische Museum mit der weltberühmten Büste der Nofretete. Auch Ausstellungsstücke aus der Vor- und Frühgeschichte sowie die umfangreiche ägyptische Papyrussammlung werden dort gezeigt.
Alte Nationalgalerie
Besonders hübsch liegt das Gebäude der Alten Nationalgalerie mitten im wunderschönen Garten des Kolonnadenhofs. Architektonisch am Übergang des Spätklassizismus zur Neorenaissance stehend werden hier Kunstwerke aus Klassizismus, Romantik, Biedermeier, Impressionismus und früher Moderne gezeigt, darunter Gemälde von Caspar David Friedrich und Pierre-Auguste Renoir.
Bode-Museum
Wer sich der Museumsinsel auf oder entlang der Spree nähert, der erblickt zuerst das Bode-Museum. Seine halbrunde Fassade mit dem Kuppelbau bildet den nördlichen Abschluss der Museumsinsel und gehört zu den eindrücklichsten Ansichten der Hauptstadt. Das Museum wurde 1904 als Kaiser-Friedrich-Museum eröffnet, später folgte die Umbenennung zu Ehren des langjährigen Generaldirektors der Museen, Wilhelm von Bode. Seit der Neueröffnung 2006 findet sich hier die Skulpturensammlung sowie das Museum für Byzantinische Kunst und das Münzkabinett. Eindrucksvoll ist nicht nur die Sammlung mit Skulpturen von Künstlern wie Donatello oder Tilman Riemenschneider, sondern auch der allabendliche Sonnenuntergang über der Spree auf den Fußgängerbrücken direkt vor dem Bodemuseum.
Pergamonmuseum
Der Pergamonaltar, ein Höhepunkt hellenischer Kunst der Antike, wurde im 2. Jahrhundert in Kleinasien (heutige Türkei) auf einem Burgberg errichtet. Der deutsche Ingenieur Carl Humann ließ ihn Ende des 19. Jahrhunderts ausgraben und nach Berlin verschiffen – bis heute ist strittig, ob damit ein unschätzbar wertvolles Kunstwerk seiner Heimat geraubt oder damit vor der Plünderung und Abtragung gerettet wurde. Das eigens dafür errichtete Pergamonmuseum beheimatet neben dem kompletten Altar das vorderasiatische Museum sowie das Museum für Islamische Kunst. Der Saal mit dem Pergamonaltar ist aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten leider noch bis 2024 geschlossen.
Tickets und Besuch
Alle Ausstellungen der Museumsinsel in ihrer Gänze zu besuchen, dafür bräuchte man schon einige Tage. Gerade deshalb lohnt es sich aber, in alle fünf Museen einmal “hineinzuschauen” und sich jeweils ein paar individuelle Highlights herauszupicken. Die beste Lösung dafür: Der Museumspass Berlin. Damit könnt ihr drei Tage lang bis zu 30 Museen der Hauptstadt besuchen, darunter auch alle Museen auf der Insel. Der Pass kostet 29,90€ und ist bei allen teilnehmenden Museen erhältlich. Natürlich könnt ihr auch jedes Museum individuell besuchen, der Preis für ein reguläres Ticket liegt zwischen 10 und 12€. Montags haben alle Museen auf der Museumsinsel geschlossen, an allen anderen Tagen sind sie von 10 bis 18 Uhr geöffnet (Donnerstags bis 20 Uhr).
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